Was genau ist Estrich?
Der Estrich ist im Allgemeinen die Zusammensetzung des Fußbodens als Basis für unterschiedliche Beläge, wie zum Beispiel Parkett, Fliesen oder Teppich.
Zur Not ist er auch direkt als Untergrund nutzbar. Der Estrich kann sich auf tragendem Untergrund, auf trennender Folie oder auf der Dämmschicht befinden. Letzteres bezeichnet man im Fachjargon auch oft als schwimmenden Estrich. Der Estrich wird im flüssigen Zustand aufgebracht und ausgehärtet. Meist stellt man diesen aus Zement her. Des Weiteren können auch Kalk, Gips oder Mörtel für die Estrichherstellung verwendet werden.
Unterschieden werden Estriche nach Bindemittel, Konstruktionsart und Einbau- beziehungsweise Verlegetechnik.
Einteilung nach Einbau- und Verlegetechnik
Fließestrich
Dieser wird zuerst als Trockenmörtel in Silos zur Baustelle geliefert und dort mit Wasser angereichert. Vorteil von Fließestrich ist der einfache Einbau durch die selbstnivellierende Eigenschaft. Somit erübrigt sich das sogenannte Abziehen. Am besten eignet sich hierbei der Anhydritestrich. Aber auch Zementestrich wird dazu verwendet und eingebaut. Bereits nach zwei Tagen kann man den Fließestrich begehen und nach fünf Tagen Belastungen aussetzen. Jedoch ist es bei allen Fließestrichen wichtig, eine ausreichende Trocknungszeit einzuhalten.
Trockenestrich
Wie der Name schon sagt eignet sich diese Art von Estrich besonders gut für den Trockenausbau. Dieser besteht grundsätzlich aus Gips- oder Holzfasern, welche mit Nut-Feder-Verbindungen und diversen Leimen eingebaut werden. Dabei werden Holzspanplatten, Gipskartonplatten, Holzhartfaserplatten, Gipsfaserplatten, OSB-Platten, Perliteplatten oder zementäre Estrichplatten verwendet. Durch die spezielle Beschaffung ihrer Oberfläche erübrigt sich eine feuchte Weiterverarbeitung wie zum Beispiel das Aufbringen von Putz. Man erspart sich Zeit, da die Trocknungsphase ausbleibt. Aus diesem Grund eignet sich Trockenestrich vor allem dort gut, wo eine rasche Wiedernutzung gewünscht wird.
Einteilung nach Bindemitteln
Hier unterscheidet man Fließestriche: Gussasphaltestrich, Zementstrich, Kunstharzestrich, Anhydritestrich, Calciumsulfatestrich und Magnesitestrich.
Einteilung nach Konstruktionsarten
Verbundestrich
Am belastbarsten ist der Verbundestrich, da er auf dem Rohbeton direkt aufliegt und mit diesem eine kräftige Verbindung eingeht.
Estrich auf einer Trennschicht beziehungsweise Trennlage
Anders als beim Verbundestrich befindet sich zwischen den zwei Schichten eine Trennung, welche keine Verbindung zwischen beiden Bauteilen darstellt. Meistens ist die eine doppellagige Polyethylen-Folie. Damit dies einwandfrei funktioniert, ist ein planer Rohbeton absolut notwendig. Da Rohbeton und Estrich nur eine indirekte Verbindung eingehen, ist diese Methode anfälliger für Schäden.
Schwimmender Estrich, auch genannt Heizestrich
Der schwimmende Estrich befindet sich auf einer Dämmschicht, welche entweder aus drucksicherem Schaumglas oder expandiertem Polystyrol hergestellt wird. Diese Dämmschicht dient zum Beispiel zur Trittschall- und Wärmedämmung. Um die Wärme- und Trittschallübertragung zu unterbinden, wird der Estrich auf der Seite mit Dämmstreifen ummantelt.
Deshalb bezeichnet man diesen Estrich auch als „schwimmend“.
Die Rohrschlangen für eine etwaige Fußbodenheizung werden im obersten Teil der Dämmschicht oder im Mörtel verlegt.
Trocknung von Estrich
Randabsackungen und Schüsselung
Aufgrund der Trocknungsvorgänge tritt bei zementgebundenen Estrichen, welche sich auf Trenn- oder Dämmschichten befinden ein gewisser Schwund auf. Diesem wird leider oftmals zu wenig Beachtung beigemessen, weshalb es nach Wochen bis Monaten vor allem bei Stein- und keramischen Plattenbelägen zum Einreißen von flexiblen Fugen kommt. Dies ist auf die Oberflächenveränderungen während des Trocknungsprozesses zurückzuführen.
CM Test
Unter CM Test versteht man die Messung mit einem Calciumcarbid-Messgerät. Mit Hilfe dieses Geräts wird die Restfeuchtigkeit im Estrich berechnet. Anhand dieser Messwerte wird entschieden, ob der Estrich bereits mit einem Fußbodenbelag ausgestattet werden kann.
Belegreife
Als Belegreife bezeichnet man den Zeitpunkt, an dem im Estrich so wenig Restfeuchte herrscht, um den allgemeinen CM-Werten zu entsprechen. Daraufhin folgt die Ausstattung mit einem Fußboden. Dies sollte auch möglichst rasch erfolgen, da besonders nach der Trocknung oftmals Fenster und Türen aufgemacht werden und somit feuchte Außenluft eindringen kann. Dies ist zu vermeiden, da der Estrich nach dem Naturgesetz der Osmose bestrebt ist, sein Gleichgewicht in Bezug auf Feuchtigkeit der Umgebungsluft anzugleichen.
Restfeuchte
Die Restfeuchte wird mittels oben genannter CM Messung bestimmt.
Scheinfugen und Rissbildung
In seltenen Fällen können bei technischen Bautrocknungen Risse im Estrich auftreten. Dieser entsteht durch Spannungsabbau im Estrich. Dieser Riss hat die gleiche Bedeutung wie Scheinfugen und beeinflusst nach ordentlicher Wiederherstellung nicht den Gebrauch. Diese Risse sollten jedoch erst nach dem Eintreten der Belegreife saniert werden, da der Estrich ansonsten neben der wiederhergestellten Scheinfuge erneut einreißt. Die Sanierung erfolgt mittels Verharzen.
Trocknungszeiten
Die Trocknungszeit von mit Wasser angereichertem Estrich beträgt ungefähr vier bis acht Wochen je nach Luftzirkulation, relativer und absoluter Luftfeuchtigkeit, Bodenbelag und Raumtemperatur.
Ursachen verzögerter Belegreife
- unbeheizte Teilbereiche im Estrich
- unzureichende Vorlauftemperatur des Heizungsgerätes
- zu hohe Luftfeuchte durch unter anderem frisch verputzte Wände
- Behinderung der Trocknung durch großflächige Gegenstände, wie zum Beispiel Fliesen, Bauplatten
- zu dicker Estrich
- zu wenig Belüftung, feuchte Umgebungsluft durch klimatische Voraussetzungen